Huflattich_Tussilago farfara

Wenn man gut auf den Boden schaut hat man vielleicht Glück einen Huflattich zu finden.

Tussilago farfara_Huflattich © Archimeda1

Dieses Pflänzchen war in Europa, Afrika, Ostasien, und als invasive, d.h. eingewanderte Pflanze, in Nordamerika sehr verbreitet.
Er kann auf allen Böden wachsen, selbst auf angeblich kargem Untergrund, brauch aber einen hohen Grundwasserbestand, einen luftdurchlässigen Boden und saubere Luft.

Der Huflattich ist eine Bio-Indikatorpflanze, also eine Pflanze die zeigt, ob es um ihm herum gesund ist. Er reagiert stark auf negative Veränderungen seiner Umgebung und stirbt, falls es um ihn herum vergiftet ist.

[ Ich werde mir ein Pflänzchen ausgraben und in meinem Garten setzen, wenn es mal so weit ist,
falls ich dann noch einen Huflattich finde ]

Man muss schon genau schauen, ob man einen Huflattich vor sich hat. Die Blüten sind oft unter Blättern verborgen.
Er ähnelt ein wenig dem Löwenzahn, blüht aber viel früher.
Tussilago farfara_Huflattich © Archimeda1_2

 

Er ist darum auch so wichtig, weil er als erstes Futter nach der Winterpause bereit steht. Besonders gefährdete Schmetterlingsarten brauchen ihn zum Überleben.

Da sich aber der Boden und die Luft verschlechtert hat, stirbt der Huflattich und dazu die Schmetterlinge. Folge und Reihe.

Huflattich ist eine Heilpflanze
Schon in alten Klostergemeinschaften hatte man ihn gegen Atemwegserkrankungen eingesetzt. Er wirkt aber auch gegen viele andere Leiden, denn er ist antibakteriell, entzündungshemmend und blutstillend.

Hildegard von Bingen geb 1098, gestorben 1179 , war eine der “ersten Heilkundlern” Sie erforschte viele Medizin-Eigenschaften von verschiedenen Pflanzen.
Sie wurde 81 Jahre alt.
Ein Phänomen zu dieser Zeit, denn selbst im späteren MA, ca  14./15. Jahrhundert, wurden Frauen nur maximal 20 bis 40 Jahre alt und Männer 40 bis 60 Jahre.
Dazu später einmal mehr, denn es gibt unterschiedliche Gründe dafür.
Ich wollte nur einmal damit sagen, dass viele Pflanzen tatsächlich helfen.

Nun zur Pharmaindustrie.
Schnell hatte man fest gestellt, das u.a. Huflattich auch Pyrrolizidinalkaloide enthält.
Diese Alkaloid-Gruppe besteht aus ca 500 Arten in ca 6000 Pflanzen.
Sie sind. lt Pharmaindustrie “natürlich krebserregend”
So ähnlich, wie ein zu schwarz gegrilltes Stück Fleisch, eben nur pflanzlich.

Man kam darauf, weil sich auf Viehweiden Geiskräuter gebildet hatten, die angeblich ähnlich aussehen, und es den Tieren übel wurde.  Besonders das Jakobs-Kreuzkraut siedelt sich gerne auf Weiden an.
Pyrrolizidinalkaloide in großen Mengen sind leberschädigend.
Es wird auch heute noch in verschiedenen Tees als Rückstand gefunden.

Netterweise bietet die Pharma-Industrie aber Huflattich als Heilkraut an, OHNE Pyrrolizidinalkaloide. Das ist total unsinnig, denn man kann Heilkräfte einer Pflanze nicht so separieren, dass einige Bestandteile nicht drin sind.

Es bleibt also der Name, aber ohne Wirkung. Ein Placebo, nichts weiter.

Ganz davon mal abgesehen, hat das Jakobs-Kreuzkraut nur den einzigen gleichen Vergleich zum Huflattich :

die Blüten sind gelb und klein.

Der Unterschied ist zu Huflattich kann jeder sofort erkennen.

Die Blüte ist mittig mit runden Stempeln versehen.

Tussilago farfara_Huflattich-Blüte © Archimeda1

Huflattich hat zudem erst Blätter, wenn die Blüten verblüht sind.
Diese sind dann rundlich, hufeisenförmig (daher der Name ) ähnlich wie Platanen, aber ohne Spitzen. Die Unterseite ist weich und flauschig.
Darum wurden diese früher als Wald-Toilettenpapier genutzt.

Wenn das die Papierbranche nachliest, erfinden sie bestimmt noch imaginäre Widerhaken, an Pflanzen.

Huflattich gehörte zu den gebräuchlichsten Drogen, und auch die Blätter werden genutzt.
Der Name Tussilago kommt aus dem lateinischem ” tussis für Husten”
Man empfahl die Droge im MA gegen Engbrüstigkeit, Asthma, Husten und Schwindsucht.

lg Archi

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12 Responses to Huflattich_Tussilago farfara

  1. Vor dem Pflänzchen standen wir und fragten uns erst ob der Löwenzahn krank ist.
    Dann die Blätter angeschaut/gesucht und: kein Löwenzahn….
    Umgebung der Pflanze beobachtet und geschaut was noch wächst. Ich dachte, ja da wachsen so Planzen und Minibüsche. :unsure:
    Uli: Der Untergrund ist trocken und feucht zugleich, das ist ein Steinhaufen mit Laub und Lehm, auf dem das wächst…

    Und dann hat Uli an Huflattich gedacht, war richtig
    BG

    • Das war nicht einfach zu erkennen.
      Früher gab es ihn überall 🙁

      Ich habe vergessen, dass er früher überall war.

  2. Hallo Uli,
    das ist ein interessanter Bericht, danke dafür. Wie Löwenzahn sieht die Blüte des Huflattichs nicht aus, zumindest nicht für mich. Aber den Unterschied zu der anderen Pflanze hast Du sehr gut erklärt.
    Ich befasse mich auch gerade mit Hildegard von Bingen. In einem Buch stehen sehr viele Rezepte und auch einiges über Heilpflanzen. Wenn man sich vorstellt, zu welcher Zeit sie das alles geschrieben hat, dann muss man echt den Hut vor ihr ziehen. Das war schon eine besondere Erkenntnis, die bis heute nichts an Wert verloren hat, im Gegenteil.
    Liebe Grüße, Kathy

    • Hallo Kathy

      Vollkommen richtig. Löwenzahn sieht anders aus, wenn man sich mit Pflanzen nur ein winziges bisschen beschäftigt. Die meisten Leute sehen aber nur: gelb, kleine Blüten, draußen – muss Löwenzahn sein 😉

      lg Uli

      • Na ja, alles kenne ich auch nicht aber das, was ich kenne kann ich auch unzweifelhaft erkennen. Ich lerne ja immer dazu.
        Euch noch einen schönen Abend.
        Liebe Grüße, Kathy

      • Hi Kathy

        Vieles ist in deinen Erinnerungen. Du weißt also davon, hast es vielleicht nur abgeschaltet gehabt.
        Du brauchst nichts lernen, erinnere dich nur an Oma und Opa.
        Ich habe bei Oma gelebt, die wusste Sachen, die heute keiner mehr weiß.

        liebe Grüße Uli

  3. Guten Morgen Uli,
    ein ausgezeichneter, informativer Bericht über den Huflattich. Ich mag ihn sehr, weil er einer der ersten Frühlingsblüher in der freien Natur ist. Die Blüten erscheinen oft schon vor den Blättern. Als Heilkraut habe ich ihn noch nicht verwendet, weil ich selten Atemwegsbeschwerden habe. Als Waldtoilettenpapier käme er mir vielleicht recht,, wenn ich Beeren oder Pilze sammle. Aber dort wächst er nicht sondern mehr auf freien Flächen und Geröllhalden. :negative:
    LG Joachim

    • Danke schön Joachim

      Dieser Huflattich war auf dem Waldboden, bei den laufenden Milchkännchen. Ob dort Geröll drunter war weiß ich nicht. Ich werde mal nachschauen, falls er da noch ist.

      lg Uli

  4. Hi Uli,
    mit Oma und Opa habe ich nicht so lange zusammen gelebt. Sie sind weg gezogen als ich drei Jahre war. Was ich von dieser Zeit noch an Erinnerungen habe, wurde mir alles erst später erzählt. Ich bin hauptsächlich in einer Kleinstadt aufgewachsen mit ganz wenig Garten. Ich kann also keine Erinnerungen daran haben. Alles was ich weiß, habe ich erst hier gelernt. Anfangs wusste ich nicht einmal. was Unkraut ist. Brennesseln, die kannte ich natürlich aber sonst, nicht sehr viel.
    Liebe Grüße, Kathy