Mit großem Entsetzen verfolge ich die Krankheit von meinem geliebten Vater
Das Urteil ‘Bösartiger Blasenkrebs’ macht mich sprachlos, denn mein Vater war der positive Punkt meiner Kindheit, und ich möchte nicht, dass er leidet. Seine Geschwulst ist noch sehr klein, und ich hoffe, dass es nicht schon so ausgeartet ist, wie man vermutet. Die OP am Montag wird schmerzhaft sein. Der Harnschaft wird aufgeschnitten um an den Tumor zu kommen und dann später geklebt oder genäht. Meine Mutter versteht nicht mehr diese Situation, oder was noch um sie herum vorgeht, und ich danke ihrem Glücksengel für ihre demente Entmachtung.
Mein Vater liebte und liebt Maikäfer. Er ist mit ihnen aufgewachsen, und kann sie genau unterscheiden.
Maikäfer waren schon seit langer Zeit als große Plage angesehen, weil sie in kurzer Zeit alle Bäume kahl fressen können. Bis vor 60 Jahren gab es noch Fangprämien. In Schuhkartons wurden sie gesammelt. Kinder hatten dabei viel Spaß und sortierten sie ihrer Farbe entsprechend nach ‘Müller’ (weißliche Behaarung), ‘Kaminkehrer’ (dunkel, mit wenig Behaarung), oder ‘Kaiser’ (Kopf und Brustschild rötlich).
Sie dienten oft als Hühner- oder Schweinefutter, aber wenn große Not war wurde aus ihnen schonmal eine kräftigende Suppe gemacht, bzw kandiert und gezuckert in Bäckereien verkauft.
Altes Rezept„Man nehme die Maikäfer, reiße ihnen Flügeldecken und Beine ab, röste ihren Körper in heißer Butter knusprig, koche sie dann mit Hühnerbrühe ab, tue etwas geschnittene Kalbsleber hinein und serviere das Ganze mit Schnittlauch und gerösteten Semmelschnitten.“
Nun ja, ich denke, dass man essen muss um nicht zu verhungern und hoffe inständig, dass die Tiere bei der Zubereitung bereits tot waren. Wenn ich aber dann an die heutige Zubereitung der Hummer denke…
1951 wurde in Wien alleine eine Milliarde Tiere gesammelt. Durch die jahrelange Sammelei galten diese schönen Tiere fast als ausgestorben.
Heute weiß man, dass sie ihren Nahrungsbäumen, meist Eichen, Ahorn, Buchen oder auch mal Obstbäumen, keinen bleibenden Schaden zufügen, weil fast alle Blätter im Juli wieder nachwachsen. Die Larven der Maikäfer sind dagegen schon gefräßiger. Die Wurzeln der Wiese sieht verdorrt oder gelblich-braun aus, wenn man viele Käferlarven im Boden hat. Alle vier Jahre ist ein sogenanntes Maikäferjahr, weil die Entwicklung vom Ei über die Larve [Engerling] bis zum vollständig entwickelten Käfer so lange brauch.
Wir durften dieses Jahr wieder den Hochzeitsflug beobachten.
In der Dämmerung fliegen die noch kleinen Käfer hin und her. Ihr Fluggeräusch würde ich als Flattern bezeichnen. Es ist leise, gleichmäßig und irgendwie interessant anders. BG und ich saßen ruhig auf Balkonien und beobachteten die Tierchen.
Ein kleiner Flieger fiel in das kleine Vogeltrinkbecken. MC Rudi gab sofort Bescheid, und so konnte ich es zügig heraus holen.
Eine Maikäfer-Dame landete an der Hauswand, stülpte ihre Drüsen raus um Duftstoffe abzugeben.
So sieht ein Maikäfer von unten aus
Nach der Paarung verstirbt das Männchen.
Die Weibchen legen bald darauf, in mehreren Schüben, ihre bis zu 60 Eier ins lockere Erdreich ab.
Der Kreislauf beginnt von vorne.
Maikäfer flieg …
[ Carl von Ossietzky]
lg Archi
*************************************************